Von der Schweiz über Italien nach Djerba/Tunesien - mit dem Auto! Juli 2011

Hier also mein Reisebericht von unserer Reise im Juli 2011, mein erster Hoch-Sommerurlaub in Tunesien. Wir haben uns entschieden, diesmal mit dem Auto zu fahren; aus vielerlei Gründen. Einerseits natürlich der grössere Platz für Reisegepäck und meine ausgewanderte Mama wollten wir mit einigen zurückgebliebenen Sachen überraschen. Dann die Flexibilität am Ferienort - nicht mehr angewiesen sein auf jeden Tag Taxi...Unser eigenes Auto mit funktionierender Klima, MFK-Prüfung (Tüv) und nicht zuletzt auch einfach eine mal etwas andere "Abenteuer-Reise". Noch jung, gesund und ohne Kinder kann man das ja durchaus mal wagen ;-) Zudem war das Ganze günstiger als die Pauschalangebote! Ich bin nach 2 Wochen per Flugzeug nach Hause geflogen (die Arbeit ruft...), mein Mann konnte über Ramadan etwas länger bleiben.

Adresse Fährhafen Genua (fürs Navi):

 

Terminal Traghetti

Calata Della Chiappella

I-16126 Genova

 

oder

 

Terminal Traghetti

Iqbal Masih 5

I-16126 Genova

 

(Zwischen beiden Adressen liegt nur eine Distanz von 2 Min. Stelle also ein, was dein Navi findet und folge zum Schluss der Beschilderung & Bodenaufschrift)

Am 16.7.2011 um 12:00 Uhr sollte unser Schiff (GNV SPLENDID) in Genua
auslaufen, um 08:00 das Einschiffen beginnen. So sind wir am Vortag um
24:00 Uhr Mitternacht losgefahren. Noch schnell in die Waschanlage (wollen ja schliesslich chic los ;-) und dann los auf die Autobahn. Mit an Bord 3 ausgedruckte Wegbeschriebe und ein Navi (oje welches ist nun das Korrekteste von allen?). Bis Genua verlief die Fahrt super, nur das Schild "Genua geradeaus" hat irgendwann nach gefühlten 4h genervt... ;-) Viele Kurven und Abgründe vor dem Gotthardtunnel Schweiz sind uns ausserdem aufgefallen. Eine eher schmale Strasse. Auch danach vor Genua "rund um einen Berg" mit Gefälle - keine geeignete Route für tunesienbeladene (Dachlast) Fahrzeuge! Zum Glück hatten wir unser Auto nicht
überbepackt und auch nichts auf dem Dach befestigt.

Bilder Teil 1:

6km vor dem italienischen Zoll haben wir unsere einzige Pause gemacht - für Pipi
und Benzin. Dringend darf man es da allerdings nicht haben! Rund 20min Anstehen für die Damentoilette (bei den Herren ging das viel schneller ;-) Die Italiener fahren im übrigen ziemlich rasant und drängeln auch mal gerne. Weiter ging es auf der Autobahn Genova A7 (es gibt noch eine mit E), bis Ausfahrt GENOVA OVEST. Dann links dem Schild "Porto/Traghetti" und der Bodenaufschrift "Porto" folgen. Nichts von wegen "halbrechts", wie es von vermeintlichen Italien-Insidern beschrieben wird! Also ich fand es nicht schwierig, habe mir zuvor unnötig den Kopf zerbrochen.

Bilder Teil 2:

Im Hafen angekommen, wird man eigentlich bei Vorweisen des Schifftickets direkt eingewiesen. Es stehen dort in der Regel bereits viele Autos eingereiht auf dem grossen Parkplatz vor dem Schiff. Parkieren, abschliessen und sich mit allen Papieren ins Gebäude vorne rechts (1. OG) begeben. Erst holt man sich parallel zum Eingang die Schifftickets, dann füllt man die erhaltene Einreisekarte aus und mit dieser stellt man sich dann nebenan wieder in die Schlange beim Zoll - für den Abreisestempel. Danach heisst es WARTEN bis zum Einschiffen. Viele meinen mit Hupen ginge dies schneller!? ;-) Irgendwann ist jeder an der Reihe. Kurz vor Einfahrt erhält man noch eine Garagenkarte (Bsp. "Garage D"), welche man mit in die Kabine nehmen und nicht im Auto lassen sollte. Im Bauch des riesen Schiffes wird nun jedes Auto zum Parkieren eingewiesen. Es bleiben nur wenige Zentimeter zum Nachbarauto.

Bilder Teil 3:

Nun das bereits gepackte Handgepäck für den Aufenthalt an Bord schnappen und den Passagierbereich betreten. Die Kabine wird dann an der Rezeption zugewiesen. Nun hiess es erstmal "geschafft"! Kabine beziehen, umziehen, das grosse Gefährt in Ruhe anschauen und dann erstmal ne Runde schlafen! Ein Minuspunkt finde ich, dass das Restaurant erst nach Abfahrt geöffnet hat - immerhin haben viele schon eine lange Anfahrt hinter sich und wären wohl froh sich etwas stärken zu können. Auf unsere mittlerweile etwas erwärmten (trotz Kühlbox) Sandwiches hatte ich keinen wirklichen Appetit mehr. Immerhin hatte eine kleine Bar geöffnet, an der man kühle Getränke beziehen konnte. Der kleine Innenpool war übrigens geschlossen - wie meist (was man so hört). Auf dem Schiff ergeben sich gerne spannende Kontakte. Eine Kabine ist aber jedem zu empfehlen, sie sind gut klimatisiert und die Dusche am nächsten Tag sehr erfrischend. Alles klein, aber fein. Die Betten waren am saubersten - für mich eigentlich das Wichtigste. Auf dem Badezimmerboden kann man durchaus noch ein Haar vom Vorbewohner/in oder am Feuermelder Rost und Spinnweben finden. Die Familien ohne Kabine haben unter den Treppen und im Flur campiert. Dummerweise hatten wir vor unserer Tür eine Familie mit einem Säugling, welcher fast die ganze Nacht geweint hat...Aber als inshallah in Zukunft auch mal werdende Eltern ;-) darf man da nicht zu streng sein - immerhin haben wir trotzdem recht gut schlafen können.

Bilder Teil 4:

Man hat den ganzen ersten Tag, um auf dem Schiff in dem Raum mit den vielen Sesseln an einem Tisch eine erneute Einreisekarte, eine fürs Fahrzeug und eine Gepäckliste abzuholen. Diese bitte ausfüllen (auf der Gepäckliste sind vorallem elektrische und nicht personelle Sachen wichtig) und dann anstellen zum Abstempeln. Das war unser nervigster Punkt der ganzen Reise! Wir hatten eine Nummer erhalten und standen bereits ca. 30min an, als es hiess es gehe nun doch nicht nach den verteilten Nummern - sondern einer nach dem anderen. Dass sich Tunesier nicht schön in einer Reihe anstellen können, haben sie damit bewiesen. Zirka 5 Reihen und jeder will wieder der Erste sein. Immer wieder Schlichtungen der Schiffsmitarbeiter und Wütende in der Reihe. Ich habe mich vorne beim Einlass hingesetzt, um meinen Mann abzuwarten. Mich auf die Kabine verziehen ging nicht, denn es brauchte mich bei allfälligen Problemen (das Auto sollte ja in seinen Pass eingetragen werden, obwohl der FZ-Ausweis auf mich lautet). Desweiteren habe ich ihn mal für eine Raucherpause abgelöst und über Lautsprecher wurde immer wieder ausgerufen, dass sich alle dringend zu diesem "Zoll" begeben sollen. Der Raum war stickig und heiss, schliesslich campieren da auch alle ohne Kabine auf den Sesseln und Fenster zum Lüften gibt es keine. Insgesamt haben wir 2.5h dort mit Warten verbracht! Und für was? Dass das Auto trotz allen Papieren und übersetzer Vollmacht in meinen und nicht seinen Pass eingetragen wurde! ;-( Begründung: Er sei noch nicht mind. 6 Monate in der Schweiz. Das habe ich noch nie gehört. Wir müssten zum Zollamt Medenine, Nähe seines Wohnortes, da könne es dann (inshallah?) geändert werden...Aber eingetragen ist erstmal eingetragen, oje. (* Nachtrag zum Passeintrag siehe am Schluss des Berichtes!) Müde und geschafft zurück in die kühle Kabine.

Am nächsten Tag frisch machen, Kabine verlassen und im zugeteilten Restaurant (je nach Garage) aufs Loslassen in die Garage warten...Wer bei dieser Gelegenheit noch was im Restaurant essen will, hat leider Pech gehabt - geschlossen. In der Garage schlängelt man sich dann zum eigenen Auto durch, setzt sich am besten rein und entzieht sich so den bereits laufenden Motoren der anderen. Warten mit Gehupe, bis man das Schiff verlassen kann. Manche kommen um eine Schramme am Auto nicht vorbei - wie immer "Jeder will der Erste sein" ;-) Hat man das Schiff aber verlassen, heisst es nicht einfach "losfahren und tschüss", sondern in der Kolonne im Schritttempo langsam zur Polizei und Zollkontrolle bewegen. WARTEN kennen wir ja nun bereits (das Anstehen beim Check-In am Flughafen ist wohl Luxus dagegen, smile). Willkommen am Hafen "La Goulette" in Tunis! ;-) Am Rand gibt es nun einen Bankautomaten und eine Wechselstube (Pass mitnehmen), sowie Pizzabäcker und andere kleine Geschäfte. Auch fliegende Händler schwirren um die Autos herum. Anhalten bzw. das Auto parkiert stehen lassen ist jedoch nicht sinnvoll, da dann alle hinter einem drumherum fahren müssen. Also bin ich im Auto geblieben, weiter Schritttempo mit den anderen gefahren und mein Mann hat erstmal Geld gewechselt - wichtig fürs Tanken für die spätere Fahrt von Tunis nach Djerba! Bei der Zollkontrolle war ich noch alleine im Wagen. Der Herr hatte mich nur gefragt, ob ich was zu deklarieren hätte und auf mein "nein" einen Kritzel auf die Zollkarte gemacht. Sein Kollege hat diese später eingezogen und wir konnten schliesslich den Hafen ohne jegliche Kontrolle unseres Gepäcks oder Fahrzeuges verlassen! Die hinteren Scheiben sind alle getönt, also niemand konnte sehen, was wir an Bord haben. Das hat mich ziemlich verwundert (hab ich doch damit gerechnet, dass alles auseinander genommen wird und extra auch eine Packliste in 3 Sprachen verfasst), aber auch erleichtert. Es folgte auf dem Hafenplatz ein Pipigang, mein Mann kaufte Sandwiches und eine CD, während ein uns empfangender Bekannter auf das Auto aufpasste.

Bilder Teil 5:

Danach ging es weiter auf die lange Fahrt nach Djerba. Ausser einem Benzin-, Pipi- und Essensstop an einer grossen Raststätte vor Gabes (gerade rechtzeitig bei einem Gewitter!), bin ich alles alleine und an einem Stück durchgefahren! Alles lief gut. Weder Sitzblockaden, noch Steine auf der Fahrbahn (was man eben zur Zeit so hört), noch Autopanne. Hamdoulleh. Sind sogar einmal am Strassenrand angehalten, aufgrund eines dringenden "Geschäftes". Nur ein grosses Schlagloch auf der Autobahn hat uns irgendwann erschreckt und den Felgen einen etwas grösseren Kratzer eingebracht. Dabei blieb es. Die Strassen sind ansonsten recht gut in TN. Viele Tunesier fahren ähnlich wie die Italiener, gerne schnell (meist mind. 10km/h zu schnell) und Hupen + Fernlicht normal. Sie schauen auch zu wenig, ob von links oder rechts was kommt – sondern fahren einfach. Mein Mann und ich haben ab und zu über den Spruch „Den Führerschein in einer Chipspackung gewonnen!?“ gelacht, scheint aber leider manchmal wirklich so. Wobei ich nie wirklich Angst hatte und wieder in TN fahren würde. Das letzte Stück sind wir bei Dunkelheit gefahren, da gilt es besonders auf nichtbeleuchtete Mopeds und Fussgänger zu achten! Das Fernlicht schalten viele auch bei Gegenverkehr nicht aus - Lichthupen hilft dagegen. Auch wenn man von Weitem sieht, dass jemand auf der Gegenfahrbahn am überholen ist, bitte nicht auf dem Gas bleiben. Wenn mein Mann dies nicht gesagt hätte, hätte es wohl einen Crash gegeben,
da viele Überholende erst auf die letzte Sekunde wieder einspuren oder darauf vertrauen, dass man ihnen schon irgendwie ausweicht. Ausserdem haben wir einen beinahen Unfall miterlebt. Ein kleiner Junge ist vom Strassenrand direkt auf die Strasse gelaufen (die Familie hatte ein Picknick am Fahrbahnrand gemacht). Hätte seine Mutter ihn nicht in letzter Sekunde am Arm gepackt - wäre er unter den heranrasenden LKW und die folgenden PKW`s geraten! Da der LKW einen Bogen riss, hiess es auch für uns auf der Gegenfahrbahn Achtung. Noch eine Besonderheit: In TN wird im Kreisverkehr ab der 3. Ausfahrt nach links/innen geblinkt und nach rechts nur, wenn man die 1. Ausfahrt nimmt; also nicht wie bei uns in Europa beim Verlassen des Kreisels. Fährt man geradeaus (2. Ausfahrt), blinkt man gar nicht.

Bilder Teil 6:

Das Schiff hatte „nur“ 1h Verspätung, Ankunft 13:30 Uhr in Tunis (Aufenthalt an Bord = 23h). So sind wir um ca. 22:00 Uhr auf der Insel Djerba angekommen.

Fazit: Es ist eine definitiv längere Reise, aber ich würde wieder fahren. Jedoch auch nur wieder mit Kabine, gesund und munter - und evt. nicht mehr im Hochsommer. Wobei es in der Kabine und auch im Auto dank Klima meist super auszuhalten war!

 

Mit Hund (geplant) wird das Ganze dann wohl nochmal aufwändiger. Haben auf dem Schiff einen Rüden angetroffen, der es frei auf dem Deck sichtlich genossen hatte. Als Rüde ist es ja auch kein Problem das Bein mal irgendwo zu heben. Wo unser oder andere Hündinnen dies erledigen, ist mir ein kleines Rätsel. Immerhin sind Hunde auch zahlende (ca. max. 49.- Euro) und nicht seltene Gäste. Sie sind in einer Box auf dem Oberdeck in einem separaten Raum untergebracht oder dürfen z.T. bei italienischen Fähren mit in die Kabine. Der Boden auf dem Deck besteht aus Holz und "Plastik". Also sollte man für die grüngewohnten Tiere am besten eine Katzentoilette mit eingepflanztem Gras mitnehmen ;-) oder den Vierbeiner doch lieber Zuhause lassen. Wir werden sehen. Jetzt im Sommer haben wir sie natürlich aufgrund der Hitze nicht mitgenommen!

* Nachtrag zum Passeintrag Fahrzeug:

Das Fahrzeug wurde schlussendlich aus meinem Pass ausgetragen und in seinen eingetragen. Dazu sind wir 2 Mal nach Medenine zum Zollamt gefahren (1 Weg ca. 1.5h). Das 1. Mal mussten wir ein Formular ausfüllen und Kopien von unseren Pässen und dem Fahrzeugausweis abgeben. Beim 2. Mal wurde dann in meinen Pass geschrieben, dass das Auto ausgetragen und in welchen Pass eingetragen wurde, mit Datumstempel und Unterschrift. Auf Djerba beim Zollamt wurde uns dann noch ein neues Zollformular mit seinem Namen gedruckt und 2 Briefmarken zu je 1 TND mussten gekauft werden, welche darauf geklebt wurden. Wie wir am Schluss dort erfahren haben, hätte auch direkt alles auf Djerba erledigt werden können! Die Fahrten nach Medenine waren also unnötig. Aber lass uns darüber nicht zu sehr aufregen – es waren wie Ausfahrten für uns, welche wir auch mit einem Familienbesuch und Besichtigung Matmata verbunden hatten ;-) Meine Ausreise am Flughafen war dann ganz unkompliziert, es gab bezüglich des Fahrzeuges keine Probleme. Dennoch wäre es einfacher gewesen, wenn das Auto bereits auf dem Schiff direkt in seinen Pass gekommen wäre.

Ich wünsche allen Fährreisenden eine gute Fahrt und schöne Ferien! ;-)


Schiff ahoi

Und nun noch ein paar allgemeine Bilder von unserem Auto in Tunesien (das Gefühl ist schon seltsam ;-) und unseren Touren vor Ort...

Video 1

Abendfahrt von Midoun nach Houmt Souk...

Video 2

Vom Strand zurück nach Hause, vorbei am Leuchtturm, nach Houmt Souk...

Video 3

Unsere Fahrt nach Medenine und Matmata (hier hat es Berge ;-) Mit meinem Lieblingslied dieses Aufenthaltes...

Zum Schluss noch ein bisschen allgemeine Urlaubsfotos dieser Reise ;-)